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Sprache gestalten - ein persönlicher Kunstgriff

Es geht hier um die Kunst, Sprache lebendig, bildhaft, plastisch, musikalisch aber auch heilsam zu gestalten. Aus diesem Grund wurde diese Kunst bei ihrer Neugründung vor etwa 100 Jahren "Sprachgestaltung" genannt.
Die Kunst der Rezitation ist eine sehr alte; in früheren Zeiten trug man sich gegenseitig Helden-Epen aus vergangenen Mythologien vor und auch im weiteren Verlauf der Geschichte erklang es lange wie eine Art Sprechgesang, was von Rhapsoden und fahrenden Sängern zu hören war. Gleichzeitig empfand man in ferner Vergangenheit noch die Kraft in der Sprache, mit der man  z.B. "Wunden besprechen" und dadurch heilen konnte. - Diese Zeiten sind vorbei und die Sprache wurde mehr und mehr zum "Transportmittel" für Inhalte und Informationen. -
Seien wir ehrlich: haben wir uns nicht alle schon einmal dabei ertappt, dass wir im Gespräch zuweilen schon mitten im Satz des anderen wussten, was er oder sie weiter sagen wollte? Das heißt, wir hören sehr stark auf die Gedanken, die durch die Sprache vermittelt werden und weniger auf die Art und Weise, wie die Worte geformt, wie die Sprache selbst gestaltet wird.
Es bedarf eines ganz besonderen "Kunstgriffs" um die Sprache wieder als eine eigenstädige Künstlerin auffassen und sich in neuer Form auf sie einlassen zu können. - Vielleicht braucht es dazu einen Vorschuss an Vertrauen, dass die Sprache auch eine spirituelle Dimension hat, die nur im Informationszeitalter meistens nicht bemerkt wird. - Kein abgehobener Geist soll jedoch gesucht werden und auch kein "Heilig-Heilig" sondern eine herzhafte "Be-Geisterung", die sich aus dem Erleben der Schönheit der Sprache ergeben kann.
Wir wissen es alle:  noch ist kein Meister vom Himmel gefallen, doch wenn wir Gefallen an der Sprache bekommen und uns für neue Erfahrungsräume öffnen, dann kann uns "von oben" etwas zufallen, das mit der künstlerischen Schöpferkraft der Sprache zusammenhängt, mit der der Mensch den Dingen ihren Namen gegeben hat. Und wenn auch dieses ursprüngliche Benennen schon Ewigkeiten zurückliegt, kann diesem Akt erneut nachgespürt werden, indem die Sprache beim Aussprechen bildhaft, plastisch und musikalisch "nachgestaltet" wird. 
War dieser Akt mit Bestimmtheit ein geistiger, in welchem der Mensch mittels der Sprache den Dingen in der Welt Bedeutung und Sinn gab, so kann einem auf dieser Spurensuche durch die Sprache die ursprüngliche Spiritualität der Welt wieder entgegen kommen, von der alle Urbevölkerungen der Erde berichten. Dabei erweist sich die Sprache als überaus flexibel und anpassungsfähig, wenn sie die Welt nachbildet und sich zugleich den unterschiedlichen Seelenverfassungen der verschiedenen Völker anschmiegt, ja sie scheint eine Qualität wie das Wasser zu haben, das sich in jegliche äußere Form hineinzuschmiegen vermag.
Was aber haben wir davon, dass wir um diese geniale Möglichkeit der Sprache wissen von der hier die Rede ist? Wozu dieser Hymnus an Zeiten, da der Mensch noch im Paradies weilte, aus dem er doch lange vertrieben ist? Was soll das Aufwärmen solcher alten Kamellen wo wir doch heute und im Jetzt leben?
Wenn letzterem so wäre, wäre schon viel gewonnen und Lebensfreude und Gesundheit wären viel weiter verbreitet. Was uns aber doch immer wieder fehlt sind seelische Spannkraft und kreative Schaffensfreude gepaart mit innerer Beweglichkeit und Ideenreichtum. Das aber vermittelt uns die Sprache - nicht inhaltlich sondern "wesenhaft ansteckend". Und wenn wir versuchen, die Sprache in ihrer Ursprünglichkeit zu gestalten, dann gestalten wir ganz von alleine auch uns selber - dessen können Sie gewiss sein! - Die Frage bleibt letztlich nur, ob wir uns auf diese Veränderung aktiv einlassen wollen oder anders gefragt:
Bin ich bereit für diesen persönlichen Kunstgriff?